Äquivalenzrelationen - Mathepedia (2024)

Eine Relation RRR ist eine Äquivalenzrelation in AAA genau dann, wenn sie reflexiv, symmetrisch und transitiv ist.

Unter der Äquivalenzklasse oder Restklasse xRx|RxR eines Elements xxx verstehen wir alle yAy\in AyA mit xRyxRyxRy. In Mengenschreibweise:

xR:={yAxRy}x|R:=\{y\in A| \space xRy\}xR:={yAxRy}

Dieses xxx wird auch der Repräsentant der Äquivalenzklasse genannt.

Die Menge aller Äquivalenzklassen ARA|RAR heißt das Restesystem von RRR nach AAA.

AR:={xRxA}A|R:=\{x|R\space | \space x\in A\}AR:={xRxA}

Bemerkung

Auf die Reflexivität kann in obiger Definition nicht verzichtet werden. Eine symmetrische und transitive Relation muss nicht notwendigerweise reflexiv sein. Es folgt zwar aus xRyxRyxRy wegen der Symmetrie sofort yRxyRxyRx und mit der Transitivität auch xRxxRxxRx. Dieser Schluss ist aber nur dann korrekt, wenn es ein yyy mit xRyxRyxRy gibt.

Satz 5410X

Zwei Äquivalenzklassen xRx|RxR und yRy|RyR sind genau dann gleich, wenn xRyxRyxRy, also ihre Repräsentanten in Relation zueinander stehen:

xR=yR    xRyx|R=y|R\iff xRyxR=yRxRy.

Beweis

Sei xR=yRx|R=y|RxR=yR, dann ist wegen der Reflexivität von RRR: xxRx\in x|RxxR und xyRx\in y|RxyR damit gilt aber xRyxRyxRy.

Wenn andererseits xRyxRyxRy und ein beliebiges zxRz\in x|RzxR, dann ist xRzxRzxRz und wegen der Symmetrie auch zRxzRxzRx und wegen der Transitivität zRyzRyzRy und damit ist zyRz\in y|RzyR. Damit haben wir xRyRx|R\subseteq y|RxRyR gezeigt. Die Inklusion yRxRy|R\subseteq x|RyRxR zeigt man analog. \qed

Satz NZ38 (Äquivalenzklassen als Zerlegung)

Sei RRR eine Äquivalenzrelation in AAA. Dann gelten für das Restesystem ARA|RAR folgende Eigenschaften

  1. Keine Äquivalenzklasse ist leer: XAR:X\forall X\in A|R: X\neq \emptysetXAR:X=/
  2. Die Vereinigung aller Äquivalenzklassen ist die Menge AAA selbst: (AR)=A\bigcup\limits (A|R) = A(AR)=A
  3. Je zwei verschiedene Äquivalenzklassen sind disjunkt: X,YARXY    XY=X,Y\in A|R \and X\neq Y \implies X\cap Y=\emptysetX,YARX=/YXY=

Ein Teilmengensystem mit diesen Eigenschaften nennt man auch eine Zerlegung oder Partition.

Beweis

Die Eigenschaften (i) und (ii) folgen unmittelbar aus der Reflexivität der Äquivalenzrelationen.

Für (iii) zeigen wir: Sind xRx|RxR und yRy|RyR zwei Äquivalenzklassen und haben sie ein Element gemeinsam, dann stimmen sie überein. Sei zxRz\in x|RzxR und zyRz\in y|RzyR, dann gilt xRzxRzxRz und yRzyRzyRz, wegen der Transitivität auch xRyxRyxRy und wegen dem oben gezeigten also xR=yRx|R=y|RxR=yR. \qed

Jede Äquivalenzrelation RRR in AAA erzeugt eine Zerlegung der Menge AAA. Es gilt sogar die Umkehrung. Das Ergebnis fassen wir in folgendem Satz zusammen.

Satz YP15 (Hauptsatz über Äquivalenzrelationen)

Sei AAA eine Menge und RRR eine Äquivalenzrelation in AAA, dann erzeugt RRR eine Zerlegung der Menge AAA. Die Mengen dieser Zerlegung sind gerade die Äquivalenzklassen.

Wenn andererseits eine Zerlegung Z\sb ZZ einer Menge AAA gegeben ist, können wir in natürlicher Weise eine Äquivalenzrelation RZR_{\sb Z}RZ definieren, so dass diese Zerlegung Z\sb ZZ genau aus den Restklassen ARA|RAR besteht.

Beweis

Den ersten Teil des Satzes haben wir schon beweisen (Satz NZ38).

Wenn RZR_{\sb Z}RZ eine Zerlegung von AAA ist, definieren wir xRZy:    ZZ:xZyZxR_{\sb Z}y:\iff \exists Z\in \sb Z: x\in Z\and y\in ZxRZy:ZZ:xZyZ. Zwei Elemente stehen also genau dann in Relation genau dann, wenn es eine Menge aus Z\sb ZZ gibt, zu der sie gemeinsam gehören. Wir merken an, dass dieses ZZZ aus der Definition eindeutig bestimmt ist, da ja Z{\sb Z}Z nur aus disjunkten nicht leeren Mengen besteht, die AAA überdecken.

Auf Grund der Definition ist klar, dass wenn RZR_{\sb Z}RZ eine Äquivalenzrelation ist, dann stimmen die Äquivalenzklassen mit den Mengen aus Z\sb ZZ überein.

Es bleibt zu zeigen, dass RZR_{\sb Z}RZ tatsächlich eine Äquivalenzrelation ist. RZR_{\sb Z}RZ ist reflexiv, da jedes xAx\in AxA auch in einem ZZZ\in \sb ZZZ liegen muss. Wenn xRZyxR_{\sb Z}yxRZy dann gibt es ein ZZZ\in \sb ZZZ mit x,yZx,y\in Zx,yZ also gilt auch yRZxyR_{\sb Z}xyRZx, womit RZR_{\sb Z}RZ symmetrisch ist.

Wenn xRZyxR_{\sb Z}yxRZy gibt es ein Z1Z_1Z1 mit x,yZ1x,y\in Z_1x,yZ1. Gilt auch yRZzyR_{\sb Z}zyRZz, dann muss es ein Z2Z_2Z2 geben, so dass y,zZ2y,z\in Z_2y,zZ2. Z1Z_1Z1 und Z2Z_2Z2 enthalten ein gemeinsames Element yyy, daher muss wegen der Zerlegungseigenschaft Z1=Z2Z_1=Z_2Z1=Z2 gelten. Also ist auch xRZzxR_{\sb Z}zxRZz, womit die Transitivität gezeigt ist. \qed
Damit sind Zerlegungen und Äquivalenzrelationen mathematisch gesehen identische Objekte. Sie beschreiben eine Sachverhalt lediglich mit unterschiedlichen Mitteln: einerseits als Teilmengensystem und andererseits als Äquivalenzrelation, wobei bei jeder Beschreibung spezielle Eigenschaften gelten müssen.

Beispiel (Kongruenzen)

Für a,bZa,b\in\dom Za,bZ und nN+n\in \dom{N^+}nN+ definieren wir aRb:    abmodnaR b:\iff a\equiv b\space \mod\space naRb:abmodn. Zwei Zahlen sollen also genau dann äquivalent sein, wenn sie kongruent modulo n sind, also bei der Division durch nnn den gleichen Rest lassen.

Man überzeugt sich leicht, dass die so definierte Relation eine Äquivalenzrelation ist (vgl. Satz 164R).

Die Äquivalenzklassen sind dann gerade alle Zahlen, die bei der Division durch nnn den gleichen Rest lassen. Als Repräsentanten für die Klassen kann man die Zahlen 0,1,,n10,1,\cdots , n-10,1,,n1 auswählen.

Für n=2n=2n=2 sind die Äquivalenzklassen genau die geraden und die ungeraden natürlichen Zahlen.

Weitere Beispiele

Siehe unter

  • betragsgleiche komplexe Zahlen (Bemerkung 16L3)
  • halbmetrische Räume (Satz 5608K)

Jede Wissenschaft bedarf der Mathematik, die Mathematik bedarf keiner.

Jakob I. Bernoulli

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